Jetzt folgt eine wahre Begebenheit, daher habe ich sie nicht unter meinen Geschichten getan. Alles was jetzt kommt sind meine Gefühle in den letzten Jahren ...

Jeder sieht in mir nur ein schüchternes Mädchen, das Fremden gegenüber den Mund nicht auf bekommt, doch das ist nur ein Teil von mir. Wenn ich alleine bin, bin ich eine Diva – auch wenn das schwer zu glauben ist. Ich singe sehr gerne, ich komme jedoch nur aus mich heraus, wenn ich alleine bin. Es ist wahr, dass ich gerne anders wäre – selbstbewusster, doch in all der Zeit habe ich mein Selbstbewusstsein verloren. In der Grundschule hat dies bereits angefangen. Ich bin und war übergewichtig und habe daher nur Klamotten getragen, die mir gepasst haben. Es war mir egal wie dämlich ich darin aussah. Doch von einem Mädchen aus meiner Klasse wurde ich oft geärgert. Ein Grund war dabei auch, dass sie unbedingt die beste Freundin meiner besten Freundin sein wollte. Oft hatte ich nicht das Gefühl, das meine damalige beste Freundin mich wirklich mochte, sondern mich nur ausnutzt. Ich habe einige Sachen bezahlt, die sie haben wollte und dadurch war ich ständig pleite. Über Mode wusste ich überhaupt nichts, aber damals habe ich noch ganz normal mit meinen Klassenkameraden geredet. Ich war in der Theater AG- vielleicht war es ein verzweifelter Versuch mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln. Wir führten ,Peter Pan‘ auf und ich musste einen von Wendys Brüdern spielen. Ich mochte meine Rolle zu Anfang nicht wirklich. Vor allem war es schwer für mich ein ordentliches Kostüm zusammen zu kriegen. Mein Kostüm war nicht so schön und als ich mit meiner Klassenlehrerin reden musste, haben meine Klassenkameraden über mich gelacht. Damals habe ich versucht das Gelächter zu ignorieren – erfolgreich. Doch richtig schwer wurde es auf der Realschule. Ich wurde noch stiller, weil ich mehr geärgert wurde. Ich sah keine richtige Rolle für mich in der Klasse. Meine beste Freundin war Klassenbeste, dann gab es die Klassenclowns, die ,Coolen‘ und viele andere Rollen. Ich war manchmal die Zweitbeste und sah keinen Platz für mich. Als ich allerdings in einer Deutscharbeit die beste Note hatte, war ich froh, anderen bei Rechtschreibung helfen zu können. Dann hatte ich eine Rolle. Dennoch wurde ich immer noch geärgert und ich versuchte meine Gefühle zu verstecken – so gut es ging. Dadurch, das ich ausgelacht wurde, hatte ich Angst meine Gefühle zu zeigen. Manchmal wurde ich ausgelacht, nur weil ich gesprochen habe und manchmal, weil ich im Unterricht eine falsche Antwort gegeben habe. Das alles führte dazu, das ich mich im Unterricht immer weniger gemeldet habe – ich wollte einfach nichts Falsches sagen und wieder ausgelacht werden. Als ich mich mit meinen Freundinnen gestritten habe, wurde ich immer mehr zu Außenseiterin und ich hatte wirklich keine Rolle mehr in meiner Klasse. Nur ein Junge war noch auf meiner Seite und er hat mit meinen Freundinnen gesprochen. Er hat mir geholfen mich wieder mit ihnen zu vertragen. Doch dieser Streit hat mich verändert und ich wurde sogar in meinem Freundeskreis stiller. Ich habe mich bemüht keinen weiteren Streit mehr hervorzurufen und überhaupt keine Freunde mehr zu haben. Ich sprach nur noch, wenn es unausweichlich war und hielt oft meine eigene Meinung zurück. Ich hatte Angst ,Ich‘ zu sein und wollte Niemanden enttäuschen. Die einzigen Momente, wo ich im Rampenlicht stand war, wenn ich Geige spielte. Manchmal spielte ich auch vor meiner Klasse, doch auch da wurde ich manchmal ausgelacht. Ein Freund von mir fragte mich, wieso ich dann überhaupt noch vorspiele, wenn mich die Anderen auslachen. Ich wusste nichts zu sagen, doch jetzt denke ich, dass dies die einzigen Momente sind, wo ich ,Ich‘ sein kann. Da kann ich beweisen, was ich in den etwa 8 Jahren Geigenunterricht gelernt habe. Musik ist zur Unterhaltung da und es gibt immer welche, die sich über einen lustig machen. Doch es war schlimm für mich, dass sich manchmal meine ganze Klasse über mich lustig gemacht hat. Normalerweise sollte eine Klasse zusammenhalten und sich nicht gegenseitig fertig machen. Ich habe immer meinen Platz gesucht, auch wenn das ziemlich bescheuert klingt.

Ich – ganz ehrlich